
Foto: Marc Ambler: Mäuse einer Mutter mit unterschiedlichen Nahrungsbedingungen
Pamela Burger und Claudia Bieber vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Wien berichteten in der Ausgabe Dezember 2024 des Fachjournals "Der Anblick" vom Erbgut der Wildtiere, das nicht nur durch die sog. DNA bestimmt wird, sondern auch durch andere Faktoren, nämlich die Epigenetik. Diese untersucht alle weiteren Umstände, die die Aktivität der Gene und somit die Entwicklung der Zellen über einen gewissen Zeitraum bestimmen. Ein sehr bekanntes Beispiel für die Wirkung der Epigenetik findet man beim Menschen selbst. So stellte sich heraus, dass nach Katastrophen wie Kriegen unterernährte Kinder als Erwachsene signifikant öfters unter Übergewicht und Diabetes litten. Auch dann, wenn das Erbgut, also die DNA der Geschwister, die diese Hungerphase selbst nicht erlebten, das nicht erklären konnte. Der Körper hatte sich stoffwechseltechnisch auf Mangelernährung eingestellt. Auch beim Wild sind entsprechende Entwicklungen festzustellen: Über Generationen lebte eine Gruppe von Weißwedelhirschen in Mississippi in einer Region mit geringem Nahrungsangebot und zeigte kleinere Geweihe und geringere Gewichte als eine andere Gruppe mit besseren Bedingungen. Reduziertes Geweih- und Körperwachstum sicherte also das Überleben in einer spärlicheren Umwelt. Über drei Generationen halten sich nach heutigem Wissensstand diese besonderen epigenetischen Veränderungen, dann verschwinden sie wieder.

