Die Zeiten sind vorbei, da Jäger einfach jagten. Sie waren es schon vor etwa 20 Jahren, als eine öffentliche Bestandsaufnahme gefordert wurde. Der bekannte Journalist Eckard Fuhr schrieb damals in der FAZ unter der Rubrik „Deutschland und die Welt“ über das notwendige Nachdenken der Jäger über die eigene Rolle. Die Forstwissenschaft und der damals schon existierende ökologische Jagdverein heizten die jagdpolitische Debatte an. Die Jagd galt als eine Freizeitbeschäftigung älterer wohlhabender Männer. Hat sich mittlerweile einiges geändert?
Nicht erst seit der Sendung von Horst Stern setzte Kritik am deutschen Jagdwesen ein; Überhege wurde seitens der Förster schon damals vorgeworfen. Die Grundeigentümer stellten ihrerseits das Interesse an der Holzwirtschaft in den Vordergrund, die Verbissgutachten bei der Festlegung der Abschusspläne wurden maßgeblich.
Mit der Frage, wie mit dem über die Generationen erlernten Wertesystem umzugehen ist beschäftigte sich der Forstwissenschaftler Ulrich Schraml, heute Professor an der Universität Freiburg in seiner wissenschaftlichen Untersuchung „Normen der Jäger“, die heute noch aktuell ist. Er kam zu dem Schluss, dass die innere Unabhängigkeit von der Tradition umso größer ist, je intensiver der Jäger jagt: wer viel jagt, hält weniger vom Brauchtum. Stimmt das noch heute? Wie ist es mit dem Jagdethos bestellt, insbesondere beim jungen Freizeitjäger?
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