Auf einer kleinen Insel in Norwegen hüten ein paar Frauen viele hundert Enten. Aus den Daunen, die diese verlieren, werden die teuersten Betten der Welt: Die Eiderente (Somateria mollissima). Die Eiderente ist eine Vogelart, die zur Familie der Entenvögel gehört. Es ist eine große, massig wirkende Meerente, die an der arktischen Küste des Atlantiks und des Pazifiks lebt. In Europa kommt sie vor allem in Skandinavien vor. Die Brutpopulation der Nordseeküste ist wesentlich kleiner. Seit Wikingerzeiten schützen und pflegen die Frauen auf Lanan, so heißt die kleine vorgelagerte Insel, die Enten und bewahren sie vor Zugriff durch Adler oder Eule: Würde der Adler die brütende Ente erwischen, wären ihre Artgenossen um sie herum panisch ins Wasser geflüchtet. Auf so einen Moment lauern die großen Möven, sie hätten sich gleich über die Eiern in den Nestern hergemacht. Drei oder vier davon legt die Eiderente, je mehr davon, umsomehr lösen sich Daunen zum Wärmen der Eier von ihrer Brust. Fallen Möven über die verlassenen Nester her und stehlen die Eier, hat das sofort Auswirkungen auf die Daunenpopulation: Im nächsten Jahr kommen die Enten nicht mehr wieder. Sie fühlen sich nicht mehr sicher. Deshalb sind die Frauen auf Lanan Tag fürTag seit Jahrhunderten darauf bedacht, die Entenbrut und Population zu schützen. Überall stehen gezimmerte Schutzstände auf der Insel, in denen mehrere Enten nebeneinander brüten können. Wenn die Entenhüterinnen im Frühjahr auf der Insel eintreffen, bereiten sie den Vögeln diese Brutunterkunft vor. Wenn es nämlich den Eiderenten an einem Ort gefällt, kommen sie immer wieder und bleiben Stammgäste. Der Flaum von den Eilanden draußen vor der Küste war schon in der Zeit der Wikinger Gold wert und wurde später sogar von königlichen Steuereintreibern als Zahlungsmittel akzeptiert.
Lesen Sie mehr in dem Beitrag von Stefan Nink in der Ausgabe Nr. 51 der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 23.12.2018 uf S. 63 f. Stefan Nink fliegt, fährt und läuft für Magazine, Radiostationen und Buchverlage über den Planeten. Seine Reportagen wurden vielfach ausgezeichnet und in 17 Sprachen übersetzt. Er hat über dreißig Reisebücher veröffentlicht.