2023 Goldschakal

Foto: Jennifer Hartlauf/Jagd in Tirol - Ausgabe 02/2023

Jennifer Hartlauf, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien, berichtet in der Ausgabe Februar 2023 von "Jagd in Tirol" auf S. 20 f. über den Goldschakal. Bisherige Studien zeigen eine große Anpassungsfähigkeit an den europäischen Lebensraum. Canis aureus stammt wohl aus dem Balkan und konnte sich bislang wegen Fehlens seines größten Konkurrenten, dem Wolf auch in Österreich ausbreiten. Der Goldschakal zählt nach der FFH-Richtlinie der EU zu den Arten "von gemeinschaftlichem Interesse" und ist in Anhang V gelistet, ähnlich wie die Gams. Die Mitgliedsländer sind daher verpflichtet, einen "günstigen Erhaltungszustand" zu gewährleisten. In den meisten Bundesländern Österreichs fällt er unter Naturschutz.

2023 Wilderei FAZ Janson Bericht

Graphik: FAZ statiista Datenrecherche Matthias Janson 23.01.23 

Das vor einem Jahr an zwei rheinland-pfälzischen Streifenbeamten verübte entsetzliche Verbrechen, das zur Verdeckung gewerbsmäßiger Wilderei begangen wurde, ist Ausgangspunkt einer Recherche des Journalisten Matthias Janson, die in der FAZ vom 23. Januar 2023 veröffentlich wurde: Statussymbol oder Heilmittel - der Handel mit wilden Tieren boomt. Zwar ist in Deutschland nach der Kriminalstatistik der Polizei das Delikt der Jagdwilderei rückläufig, der weltweite illegale Handel mit Wildtieren oder Teilen von ihnen macht aber schätzungsweise 25 % des legalen Marktes aus. An der Spitze steht nach wie vor das Nashorn, ein Verkaufswert von einem Kilogramm entspricht (2016) 100.000 Dollar und ist damit wertvoller als Gold (39.000 Dollar). Die Nachfrage ist groß, da das Horn in der traditionellen Chinesischen Medizin als Heilmittel gilt. Das Washingtoner Artenschutzabkommen ist das wichtigste Rechts- und Regulierungssystem für den Import und Export von lebenden Tieren und Wildtierprodukten. In Deutschland werden im Vergleich zum übrigen Europa die meisten Trophäen eingeführt. Namibia, Südafrika und Kanada sind die wichtigsten Exporteure in die EU. Die CITES-Richtlinien werden kontinuierlich verschärft, so ist beispielsweise der Handel mit Elfenbein seit Anfang 2022 in der EU weitgehend verboten. Die Einfuhr von Trophäen der "Sportjagd" gilt allerdings nicht als kommerzieller Handel. Befürworter der Trophäenjagd rechtfertigen diese mit dem Hinweis darauf, dass die Einnahmen dem Umweltschutz zukämen und gegen die Wilderei verwendet würden. Allein 2018 wurden auf dem afrikanischen Kontinent zwischen 10.000 und 15.000 Elefanten und mehr als 800 Nashörner gewildert.

2023 Gams HALALI

 Foto: Titelbild HALALI Ausgabe 01/2023 FI online/17635181

"Kraxelglück und Kindergarten" nennen Johanna und Janosch Arnold ihren Beitrag über die Alpengams in der Zeitschrift "Halali" Ausgabe 01/2023 auf S. 12 ff.  Kälte und Schnee können der Alpengams nichts anhaben, sie ist bestens an das rauhe Klima angepasst. Das Verdauungssystem ist auf den Wechsel der jeweiligen Verfügbarkeit der Äsung ausgerichtet, die besonders im Hochwinter karge Nahrung beschränkt sich auf einige wenige Pflanzen, kann aber gut verdaut werden. Den Lebensraum Wald nutzt das Wild unterschiedlich, Waldgemsen halten sich dort das ganze Jahr über auf. Andere bevorzugen während des Sommers zumindest Gebiete an der Waldgrenze oder darüber hinaus, die Gratgemsen leben ausschließlich oberhalb. Als agiler und ausdauernder Kletterer mit großem Sprungvermögen faszinieren sie immer wieder. Stark spreizbare Schalen verhindern das Einsinken in Schnee. Gegenseitiges Jagen vor allem der Böcke in der Brunft über Stock und Stein lassen einem beim Beobachten den Atem verschlagen. Die Gruppe sichert das Überleben, Gamsmütter verteidigen ihre Kitze z. B. gegen Steinadler, indem das Rudel die Kleinen umringt und mit seinen Körpern und Hörnern zu schützen versucht. In sogenannten Kindergärten stehen Gamskitze zusammen und werden von mehreren Müttern gehütet. Kitz und Muttertier finden über den Geruch und den Ruf zusammen. Durch Spielen und Toben erproben die Jungtiere Trittfestigkeit auch in steilem und schwierigem Gelände.

Gemälde: Wilhelm Leibl: Leibl und Sperl auf der Jagd, 1895

1921, im Todesjahr von Ludwig Thoma, erscheint sein Jagerloisl, "Eine Tegernseer Geschichte". Schon damals, vor mehr als einhundert Jahren wird der Tegernsee von Erholungssuchenden heimgesucht. Viele bessersituierte Berliner Familien geniessen die Sommerfrische für mehrere Wochen, kleiden sich in bayerischer Tracht und machen Ausflüge über den See, Wanderungen in die nahen Berge der Voralpenlandschaft, oder mischen sich unter die bäuerliche Bevölkerung auf den zahlreichen Sommerfesten. Bei einer dieser Gelegenheiten lernt der kräftige und gutaussehende Berufsjäger Loisl die Berliner Fabrikantentochter Henny kennen und entfacht mit dieser hübschen jungen Frau Aufsehen auf dem Tanzboden. Die jungen Burschen neiden Loisl das Vergnügen und schmähen ihn. Um einer Schlägerei zu entgehen, zieht sich Loisl in das ihm  anvertraute Revier zurück und besinnt sich auf seine Pflichten. Er will seinem Jagdherrn bescheiden dienen und keinen Anlaß für Eifersüchteleien bieten. Einige Zeit später trifft er aber auf den Rädelsführer unter den Burschen und überrascht ihn beim Wildern. Um Haaresbreite entgeht Loisl dem Tod, er wird sich erneut der Gefährlichkeit seines Berufs bewußt. Er meidet zunehmend das Leben im Tal und verliert Henny aus den Augen. Er verliebt sich stattdessen in ein hübsches Almmädchen, das Berge und Jagd ebenso schätzt wie er.

2023 Kiefer Jagd in BayernGemälde: Michael Kiefer/Alpen im Winter 1956

Bernd Ergert, ehemaliger Direktor des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums München, beschreibt in der Jagdzeitschift "Jagd in Bayern", Heft Januar 2023 S. 26 f. den Tiermaler, Tierpräparator und Vordenker Michael Mathias Kiefer, geb. 1902 in München. Dessen Vision der "Alpen im Winter" von 1956 könne aktueller nicht sein, so Ergert. Schon vor sechs Jahrzehnten anläßlich der damaligen Jagdausstellung in Düsseldorf habe er die Problematik "Wild-Mensch" in den Alpen erkannt und in seinen Werken, wie oben, dargestellt. Die Alpen seien durch die Auswirkungen des Klimawandels und der enormen touristischen Überflutung darauf angewiesen, dass die Naturnutzung und damit auch der Wildlebensraum nachhaltig in Einklang gebracht werden, worauf zuletzt noch die internationale Alpenschutzkommission CIPRA im vergangenen September 2022 anläßlich des Festaktes "50 Jahre Alpenplan" hingewiesen habe.

2023 M di RigardoGemälde: Max Slevogt/Staatl. Kunstsammlung Dresden 

"Weiberheld und Weiberfeind", so titelt Martha Schad ihr Buch über Ludwig Thoma, herausgegeben im Allitera Verlag München 2016. Der Dichter und Jäger lebte um 1900 bis zu seinem Tod 1921 hoch über dem Tegernsee in seinem Haus Auf der Tuften, das heute im Besitz der Stiftung der Stadt München ist. Unmittelbar dort hatte er auch seine Jagd, er war erster bürgerlicher Jagdpächter nach den Wittelsbachern, zuletzt Ludwig Wilhelm in Bayern. Mit seinem Freund und Dichterkollegen Ludwig Ganghofer teilte er die Jagdpassion, wie in dem Büchlein "Jagern mit Ludwig Thoma, zum 150. Geburtstag - Die Geschichte des Rotwildes vor den Toren des Tegernsees", herausgegeben vom Verfasser im Akademiker Verlag Saarbrücken 2017 näher beschrieben. So erfolgreich er als Schriftsteller und als Jäger war, so wenig verstand er vom weiblichen Geschlecht. Frauen sah er in seiner Jugend als "Objekte für erotische Abenteuer", Politikerinnen und Pazifistinnen verhöhnte er. Verheiratete Frauen übten eine Anziehungskraft aus, der er sich nicht widersetzen konnte. Er heiratete Marietta de Rigardo (Bild), eine philippinische Tänzerin, die in dem Varieté ihres ersten Ehemannes in Berlin auftrat. Mit Maidi von Liebermann, einer Tochter der Belmont-Feist Sekt-Dynastie aus Frankfurt, ebenfalls verheiratet mit einem Verwandten des berühmten Malers Max von Liebermann, sollte ihm nach Scheidung von Marietta kein neues Eheglück gelingen. Er starb unglücklich 1921 an einem Krebsleiden, hinterließ Maidi aber seine literarische Werke und sein Haus, das heute noch zu besichtigen ist.

Foto: Alpbachalmhütte Archiv des Verfassers

Wildtiere brauchen zum Überleben im Winter Ruhe. Sie haben sich weitgehend durch Absenkung des Energiehaushaltes an die winterlichen Verhältnisse angepasst und das Überleben gelernt. Allerdings wird der Lebensraum zunehmend auch vom Menschen genutzt, im Rahmen von Freizeitvergnügen oft auch übernutzt zu Lasten der Wildtiere. Wie gelingt es den Wildtieren, dennoch den Winter zu überstehen, was kann der Einzelne dazu beitragen, die Beeinflußung möglichst gering zu halten? Welche Projekte und Initiativen können genutzt werden, um den Wildtieren mehr Ruhe zu verschaffen? Dieser Frage gehen zwei Referentinnen des Tiroler Jägerverbandes, Martina Just und Christine Lettl in einem Webinar am 16. Februar 2023, 18.30 bis 20.30 Uhr nach (Anmeldung auf www.tjv.at  erforderlich, kostenfrei).

Ihr Hund Atze begleitet Sarah Schweizer bei der Jagd.
Foto: Ilkay Karakurt/FAZ vom 23. Dezember 2022

Das feminine Jagen wird immer mehr Medienthema. In der FAZ vom 23. Dezember 2022 auf S. 8 ist der Journalist Rüdiger Soldt unterwegs mit Sarah Schweizer, einer Landwirtstochter und jungen Jägerin. Historisch betrachtet sind Jägerinnen garnicht so außergewöhnlich: In ihrem Buch" Jägerinnen" schreibt die Tierärztin Beatrix Sternath (Sternath Verlag Mallnitz) von Agnes Herbert und ihrer Cousine Cecily, einer der ersten Frauen auf Großwildjagd in Afrika. Auch Tania Blixen, vielen bekannt aus dem Film "Jenseits von Afrika",  ist als Großwildjägerin in die Geschichte eingegangen.  In Schweden fand man vor einiger Zeit ein Grab aus der Jungsteinzeit, in dem eine Jägerin beerdigt war. Sarah Schweizer geht es nicht in erster Linie darum, in einer eher männlich dominierten Jägerwelt zu bestehen. Ihr geht es um Nachhaltigkeit und Naturschutz- "Jäger sind Anwälte des Wildes, Hege ist ihr gesetzlicher Auftrag". Die CDU-Abgeordnete ist auch jagdpolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion in Stuttgart. Sie gehört zu der immer größer werdenden Gruppe von Frauen, die über den Naturschutz zur Jagd kommen. Etwa jeder fünfte Jungjäger ist eine Frau. Sie kommen eher nicht aus bäuerlichen Verhältnissen, sondern sind Städter, die in der Natur Ausgleich suchen.

Imposanter Hügel: die frühere Jagd von Berthold Beitz

Bild: Michaela Seiser/FAZ 20.02.2021

Die Windenergie soll demnächst auch am Berg eingefangen werden. Das sieht zumindest der Seilbahnbaron von Tirol vor, und zwar im Skigebiet Gerlos, Zillertal. Franz Hörl, seinerzeit ÖVP-Abgeordneter, heute u. a. Seilbahnbetreiber und Jäger will bis zu drei Windräder im Zillertal auf 2300 m bei der Steinmandlbahn errichten. Hörl begründet das im Gespräch mit der FAZ (mächtigster Mann Tirols, FAZ vom 22. Dezember 2022) mit der Notwendigkeit der Selbstversorgung. Bekannt ist das Gebiet um Gerlos aber auch aus einem anderen Grund: Hier herrschte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2013 der Generalbevollmächtigte von Thyssen-Krupp Berthold Beitz in seinem über 9000 ha grossen Jagdrevier und empfing dort zahlreiche Prominente im Alfried Krupp Jagdhaus (siehe in news vom 20. Februar 2021 Bericht von Michaela Seiser). Seitdem aus Gründen der Compliance das Management auf das Jagdrevier verzichtete und damit etlichen Berufsjägern und anderen Hilfskräften den Broterwerb in Frage stellte, wie Landesjägermeister Anton Larcher feststellte, bläst statt Beitz die Seilbahngesellschaft in einer der ehemals größten Jagden zwischen Bregenz und Eisenstadt zum Halali. Nun gibt es in der Gemeinde Hörl zum Dank u. a. ein Bildungszentrum, das die Arbeitsplätze sichert.

Datei:Ausritt zur Parforce Jagd - Georg Koch.jpg
Georg Koch, gemalt 1857/Der Anblick 12/2022

B. Gießwald schildert in der Jagdzeitschrift "Der Anblick" Heft 12/2022 auf S. 38 f. die Parforcejagd zu Pferde. Sie hatte ihre Blütezeit im Mittelalter, wo die Fürstenhöfe sich noch Meuten von über 100 Hunden halten konnten. In erster Linie kam es dabei auf das geschulte Personal an, sodann auf das Gelände und die Baulichkeiten, in denen nach der Jagd Hof gehalten werden konnte. Dazu gehörten kunstvoll gestaltete Landschaftsparks mit meist sternförmig angelegten Schneisen, die breit genug für die Jagd zu Pferde waren und Jagdschlösser, Pavillons miteinander verbanden. War die Fährte eines Hirsches gefunden, verfolgte ihn der Leithund und gab so der Meute die entsprechende Richtung vor. Heute wird die Parforcejagd noch in Frankreich gepflegt. Labour hat 2005 dem britischen Empire dieses Vergnügen des Landedelmanns vergällt. Auch in Deutschland war nach 1936 durch das Jagdgesetz das Ende der Parforcejagd bestimmt, lediglich als sportliches Reiten auf der künstlichen Fährte wird es heute noch als Schleppjagd ausgeübt. Tradition und Kulturgut dieser Jagdart fliesst also in sportlichen Wettkampf ein.

2022 Kche OsmannFoto: Martin Ossmann, Der Anblick 12/2022 

Gute Schüsse steigern Wildbreterlöse enorm, meint Armin Deutz in Heft Dezember 2022 der Jagdzeitschrift "Der Anblick" auf S. 32 f. Schnell tötende Kammerschüsse sind zu bevorzugen, sogenannte Küchenschüsse auf den Träger sind zu hinterfragen. Nicht nur die Gefahr, ein Stück krank zu schießen, spielt dabei eine Rolle. Es geht auch darum, dem Stück durch einen Kammerschuss möglichst viel Schweiß zu entziehen, das Ausbluten läßt den Reifeprozeß richtig in Gang bringen. Beim Schuss auf den Träger bleibt das Blut in den Gefäßen stehen und gerinnt dort, der hohe Eiweißgehalt führt schnell zum Verderb. Jeder, der schon einmal eine Hausschlachtung miterlebt hat, weiß, wie wichtig das Ausbluten für die spätere Qualität des Fleisches ist.

 2022 Fisch des Jahres 2023Foto: A. Hartl - BFG Magazin Nr. 4/2022

Der Barsch oder Egli, wie er in der Schweiz heißt, kommt in fast allen Gewässern Europas vor. Lukas Kaiser beschreibt in der Dezemberausgabe von "Bayerns Fischerei und Gewässer", dem Magazin des Landesfischereiverbandes Bayern Nr. 4/2022 auf S. 18 den Fisch des Jahres 2023. In Gewässern mit invasiven Arten entwickeln sich die Barschbestände durch das üppige Nahrungsangebot gut und tragen so zur Eindämmung der nicht gewünschten Ausbreitung bei. Charakteristisch für das Aussehen sind die Querbänder, die vom Rücken über die Flanken verlaufen und den Fisch kontrastreich erscheinen lassen. Dieser Schwarmfisch kommt auch in den oberbayrischen Bergseen vor, allerdings beschränkt sich seine Größe in der Regel unter 20 cm. Er ist ein beliebter Speisefisch durch sein mageres grätenarmes Fleisch und für die Berufsfischer gerade in der Winterszeit ein gefragtes regionales Produkt. Für den Angelfischer steht er für das im Trend liegende Fliegenfischen hoch im Kurs. 

2022 11 BergrevierFoto: Michael Sternath

Michael Sternath hat sein Jagdrevier beschrieben, das er 50 Jahre bewirtschaftete, und als eine Forststraße gebaut wurde, gerade zwei Jahre zuvor abgegeben hatte. "Der Zauber des kaum Berührten und schwer Berührbaren ist verschwunden. Der Mensch findet Paradiese, staunt - und zerstört sie. Ich habe mich rechtzeitig aus dem Berg zurückgezogen, ohne Wehmut. So durfte ich Bilder aus 50 Jahren einzigartigen Jagens unbeschädigt mitnehmen." Seine Jagdtagebücher und Fotos hat er in einem Bildband ausgewertet, der zwischen Hirschbrunft und Gamsbrunft 2022 gerade im Sternath-Verlag Mallnitz erschienen ist. Es sind Bilder des Jägers, die jeder im Jagdalltag macht, die aber soviel Unverstelltes und Zufälliges wiedergeben, dass sie ganz natürlich wirken und wie für jedermann geschaffen sind. Ein jagdlicher Bilderbogen aus den Hohen Tauern.

2022 11 Schneeeule
Foto: HALALI - Ausgabe 11/22/01/23

Dr. Volker Pesch beschreibt in der Ausgabe 11/2022 der deutschen Zeitschrift "Halali, Jagd, Natur & Lebensart" auf S. 106 f., dass ausgerechnet Schnee-Eulen einen Geschlechts-Dimorphismus zeigen, anders als die meisten anderen Eulen. Das gezeigte Exemplar Bubo scandiacus ist ein Weibchen, erkennbar an den dunklen Streifen im Gefieder: Männchen sind reinweiß. Im Vereinigten Königreich dürfen Eulen immer noch gezüchtet und privat gehalten werden. Die EU-Vogelschutzrichtlinie gilt bis auf Weiteres nach dem Brexit weiter, wilde Eulen dürfen aber nicht gefangen werden. Sie werden in der "Roten Liste" als "gefährdet" eingestuft. So bleibt es bei zeitweiligem Ansturm auf die Zoogeschäfte, wenn Zaubereulen à la Harry Potter die jungen Fans begeistern. Anders als in England ist bei uns in Deutschland die Haltung von Eulen nur in seltenen Ausnahmefällen erlaubt. Kenntnisse in Haltung und Pflege sind in jedem Fall nachzuweisen. Nur erfahrenen Tierpflegern in anerkannten Auffangstationen und Falknern wird die Erlaubnis erteilt.

 

178 Bild Gamsbock Brunf

Foto: Archiv des Verfassers

Der Sternath Verlag Mallnitz hat die Original Ausgabe von F. C. Keller "Die Gemse" von 1887 nachgedruckt, seinerzeit Verlagsbuchhandlung Joh. Leon Sen., Klagenfurt. Der Vorarlberger Franz Carl Keller gibt in seinem "Monografischen Beitrag zur Jagdzoologie" ein erstes umfassendes Werk über den Gams heraus, das - eigentlich nicht weiter überraschend - auch heute noch, nach mehr als hundert Jahren Gültigkeit hat. Man versteht nicht nur den Gams besser, wenn man das überaus lebhaft und gewandt geschriebene Werk gelesen hat, sondern auch den schneidigen Gams-Jäger, der im Gegensatz zum Jäger von heute einst in der Bevölkerung so hoch im Kurs stand und sich auch etwas zutraute: Mutig, geistesgegenwärtig und robust.

 Fliegenfischen - Gewässer - Österreich - catcheria.com

Foto: catcheria

Bernhard Schmall, Universität Salzburg, berichtet in "Österreichs Fischerei" 75. Jahrgang S. 265 ff. über die Reproduktion der Äsche in der mittleren und unteren Salzach. Die Ergebniss e der Studie belegen einen dramatischen Rückgang der Äsche. Ehemals bedeutsame Laichgewässer sind durch Schwallbildung oder Austrocknung verkommen, die Auswirkungen des Klimawandels sind spürbar. Erhöhung der Wassertemperatur und Zunahme der Winterniederschläge bzw. die Abnahme der Niederschläge im Sommer verursachen ein Übriges. Auch die verringerte Schneeschmelze im Frühjahr kann bedeutsam sein. Fischprädation durch Graureiher, Kormoran und Gänsesäger können bei häufigem Auftreten fischökologische Wechselwirkungen auslösen. Um die Äschenbestände langfristig erhalten zu können, bedarf es eines Bündels von Maßnahmen, allem voran einer Verbesserung des Lebensraumes im Sinne eines hochwertigen Fliesswasserhabitats.

Foto: M.Ossmann Der Anblick 10/2022

Martin Ossmann, Chefredakteur der Jagdzeitschrift Der Anblick gibt in der Ausgabe Oktober 2022 S. 50 ff. ein Gespräch wieder, das am Rande der mitteleuropäischen Jagdtagung im tschechischen Zidlochovice mit der Präsidentin des Vereins Grünes Kreuz Dr. Christa Kummer und dem steirischen Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau geführt wurde. 

Frau Kummer, die Jagd ist immer eingebettet in ihr gesellschaftliches Umfeld. Wie nehmen Sie dieses Klima heute wahr?

Christa Kummer: Definitiv muss die soziale Komponente in der kommenden Zeit wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Wir haben total vergessen, dass wir Teil und nicht Herrscher über die Natur sind. Das fliegt uns jetzt um die Ohren. Fichtenmonokulturen sind eine Erfindung des Menschen. Sie sind labil und können sich auf die Auswirkungen des Klimawandels – den niemand mehr leugnen darf – nicht einstellen. Wir alle sind Zeugen einer Wende: Natur, Wirtschaft, Wissenschaft. Auch hier ist die Jagd ganz besonders betroffen. Das Prinzip „So war es eh immer“ gibt es nicht mehr. Über lange Jahre haben wir bequem gelebt und unbequeme Entscheidungen aufgeschoben. Die bequemen Schuhe müssen wir jetzt ausziehen, wir müssen neue anziehen. Veränderung ist immer verbunden mit Angst. Sehen wir den Veränderungen aber mit Freude entgegen, weil wir Pioniere sein können.

Herr Landesjägermeister, ist der klima-bedingte Waldumbau zu schaffen, ohne zeitgleich alle Anforderungen an eine tierschutzgerechte und strukturgerechte Schalenwildjagd über Bord werfen zu müssen?

Franz Mayr-Melnhof-Saurau: Das muss uns einfach gelingen! Hier sind aus meiner Sicht drei Faktoren für die Zukunft der Jagd esseziell: Erstens handelt es sich bei unseren heimischen Schalenwildarten um hochentwickelte Säugetiere, auf deren Bedürfnisse wir immer einzugehen haben. Jäger müssen darauf hinweisen, wenn es hier zu einem Ungleichgewicht kommt, wenn diese faszinierenden Wildtiere nur mehr als zu vernichtende Schädlinge betrachtet werden und es hier zu einem Ungleichgewicht kommt. Das Modell „7x64 für alle und alles“ darf nicht das Einzige sein, was wir Jäger anzubieten haben.

Zweitens haben wir eine Zunahme von Wald, er bietet aus meiner Sicht einen wesentlichen Rohstoff für die Zukunft. Auch ich lebe vom Wald und gebe im Gegensatz zu manch anderem offen zu: Den klimafitten Wald müssen wir erst entwickeln. Fragt man jene, die sich ernsthaft damit beschäftigen, blickt man überwiegend in ratlose Gesichter. Wer anderes behauptet, verlässt den Boden der Seriosität. Wir leben in Europa in einer Region der starken Industrialisierung. Allein der Stickstoff-eintrag über die Luft ist heute enorm, das beeinflusst die Wuchsleistungen in Wald und Flur. Einhergehend ist mit der Industrialisierung der dramatische Verlust der Artenvielfalt zu beobachten. Drittens ist in Österreich auch der enorme Zuwachs im Tourismus zu nennen. Im Jahr 1980 verzeichnete man in der Steiermark noch 3,5 Millionen Winter-Nächtigungen jährlich, 2018 waren es bereits rund 6 Millionen. Vor diesem Hintergrund ist zu sagen, dass Touristiker heute unsere Landschaften wesentlich mitentwickeln. Mit dem Projekt zur Etablierung eines Besucherlenkungsprogramms setzen wir in der Steiermark hier ein wichtiges und notwendiges Zeichen.

Wie weit hat sich die Gesellschaft von der Natur entfernt?

Christa Kummer: Ich habe vor wenigen Tagen mit angehenden Jägern gesprochen. Sie sind Ärzte und Eltern von achtjährigen Zwillingen, die in ihrer Schule eine sehr tierschutzbewusste Bildung erfahren. Die Eltern waren gefordert, ihren Kindern zu erklären, warum sie zukünftig auch Tiere erlegen werden. Eines der Kinder zeigte sich bald überzeugt und fand es spannend, dass Papa und Mama nun für das „Mega-bio-Fleisch“ selbst zuständig sind. Es geht also darum, wie kommuniziere ich, wie präsentiere ich, und ich glaube, wir brauchen innerhalb der Jagd nichts beschönigen und auch nichts glorifizieren, wir brauchen aber auch nichts schlechtreden. Wir sollen die Dinge einfach nur ehrlich beim Namen nennen. Trophäenjagd ist Nichtjägern praktisch nicht zu erklären. Wir Jäger wissen aber, dass alte Stücke, Wildbretgewichte und starke Trophäen auch Auskunft über die Vitalität von Wildbeständen geben etc. Dass wir uns darüber indirekt über die Trophäe freuen, muss man schon gut erklären können.

2020 Jagd in Tirol Maerz Gamszhlung

Foto: Jagd in Tirol

Rudi Reiner berichtet in "Jagd in Tirol" Ausgabe Oktober 2022 S. 10 ff. über die Auswirkungen des Klimawandels, die durch den Lebensraum des Gamswildes in Waldlandschaften im Hinblick auf Körpergewicht, Wachstum und Reproduktion gemildert werden können. Wildpretgewichte von Gämsen aus alpinen Beständen liegen nämlich bei hohen Frühlings- und Sommertemperaturen um bis zu 10% unter den Werten nach kühlen Frühlingen oder Sommern. In reinen Waldgebieten hingegen hatten die Temperaturen in den Studien der letzten Jahre keinen Einfluss auf die Wildpretgewichte. Wälder scheinen als Puffer gegen die Auswirkungen steigender Temperaturen auf alpines Schalenwild zu wirken. Gamsgeißen in Waldgebieten reproduzieren früher als in alpinen Lebensräumen. Letztere haben demnach ihre Lebensreproduktionsleistung erst in höherem Alter erreicht als ihre Artgenossen in reinen Waldgebieten. Die Bejagung von Gamswild sollte deshalb die verschiedenen Lebensraumtypen berücksichtigen. Eine zurückhaltende Bejagung ist vor allem in alpinen Lebensräumen wichtig, da die Zuwachsraten, wie gezeigt, in Regionen mit geringem Waldanteil schon jetzt geringer sind und sich bei fortschreitendem Klimawandel noch verstärken können.

Hirschkuh Detail

Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Auf Bewegungsjagden besteht ein großes Risiko, durch Erlegung von führenden Alttieren deren Kälber zu Waisen zu machen. Olaf Simon, Wildbiologe und geschäftsführender Mitarbeiter am Institut für Tierökologie in Hessen, beschreibt sinnvolle Verhaltensmaßnahmen in der Ausgabe Oktober 2022 von "Jagd in Bayern" auf S. 28 ff., um diese jagdlichen Fehler zu minimieren und dem Muttertierschutz damit weitgehend Rechnung zu tragen. In erster Linie ist es fatal, bei Erscheinen eines allein, also ohne Kalb ziehenden Alttieres, darauf zu schließen, ein nicht führendes Tier vor sich zu haben. Gerade bei Bewegungsjagden, wo durch Einsatz hochläufiger Hunde Tier und Kalb oftmals versprengt werden, heißt es, den Finger gerade zu lassen. Simon stellt drei wichtige Regeln auf: Kalb-Alttier-Dublettenabschuss bereits im August, auf Kälberabschuss (einschließlich der Alttiere) fokussierte Bewegungsjagden bis Ende November, hundelose Bewegungsjagden im Dezember, auf denen dann auch einzeln anwechselnde Alttiere geschossen werden können. Diese Maßnahmen können Kälberwaisen auf den Bewegungsjagden weitgehend verringern.

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Foto: Archiv des Verfassers

In der Verhaltensforschung ist das Paarungssystem bei Huftieren von zentraler Bedeutung für die Partnerwahl, wie Hubert Zeiler in seinem Beitrag für den "Anblick" September 2022 auf S. 14 f. erläutert. Unabhängig vom jeweiligen Kulturkreis, in dem etwa die Jagd zur Brunft- bzw. Paarungszeit als unwaidmännisch gilt, ist das Thema Partnerwahl und die sich ergebenden Folgen für die genetische Vielfalt immerwieder von hohem wissenschaftlichen Interesse. Für einen gesunden Wildbestand ist eben die Vermeidung von Inzucht bzw. sind die immer wieder neu verteilten Gene von entscheidender Bedeutung. Paarungssysteme dürfen aber nicht nur vom männlichen Standpunkt aus gesehen werden. Also zum Beispiel bei Rehböcken, die ein gutes, d. h. großflächiges Territorium verteidigen, das mit einem guten Nahrungsangebot die weiblichen Tiere anlocken kann. Im Vergleich mit dem Rothirsch, der oft weite Strecken zum Kahlwild zurücklegt, ist das System beim Rehwild konservativ. Beim Rotwild gibt es eher Unterschiede zwischen erfolglosen und Erfolg versprechenden Hirschen. Aber auch Hirschtiere unternehmen Ausflüge zu anderen Brunftrudeln. Nicht nur Hirsche sind in Bewegung. Wechseln Tiere zwischen Hirschen, so kann dieses Verhalten zur Vermeidung von Inzucht dienen.