2023 07 25 kleine gelbe Jagd Nymphenburg

Nach dem Frankenthaler Modell "La Curèe" aus der Kleinen Gelben Jagd, Entwurf Karl Gottlieb Lück um 1770, Nymphenburger Porzellan auf koloriertem Landschaftssockel, zeigt eine Jagdszene der Parforcejagd zu Pferde. Die Jagdhelfer reichen dem Jagdherrn den abgetrennten Lauf eines erlegten Rothirschs, die damals übliche Trophäe. Der eine Gehilfe ist damit beschäftigt, das Tier auszuweiden, während die beiden Hunde die Szenerie neugierig verfolgen. Die Tischdekoration wurde früher in herrschaftlichen Häusern als Tafelaufsatz verwendet.

 

 

2023 KulturlandschaftFoto: Pitterle in Jagd in Tirol/Ausgabe 07/2023:

Kultiviert - die Kulturlandschaft bietet viele Vorteile für Mensch und Tier

So lautete der Titel des diesjährigen "Wildökologischen Forums Alpenraum" in Salzburg. Zwar war die Tagung hochkarätig besetzt, wie Stefan Fellinger in "Jagd in Tirol" Ausgabe Juli/August 2023 auf S. 22 f. berichtet, Wild und Jagd kamen aber nur am Rande vor. Im Wesentlichen ging es um die Erweiterung der Schutzziele der Wälder zum Erhalt der Biodiversität. Eher zum Thema der Tagung passte der Vortrag von Forstdirektor Sterneck, wonach die Jagd nach seiner Erfahrung länderspezifisch sehr unterschiedlich gesehen werde: In Österreich und Tschechien gebe es noch eine relativ hohe Akzeptanz, in Deutschland herrsche vielfach bereits eine ausgesprochen hohe Schalenwild- und Jagdfeindlichkeit mit einem medialen Schwerpunkt auf "Großraubwildrettung". In der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Situation werde die Bewirtschaftung der Natur, insbesondere des Waldes, immer mehr in Frage gestellt. Ursache dafür sei die von NGOs kultivierte ökoromantische Idee einer vom Menschen ungestörten Natur - siehe Wildnisgebiete, Außernutzungsstellungen und Urwälder.

2023 Franzoj FlinteFoto: Roundbody Franzoj, Ferlach 

Die in Ferlach von Franzoj hergestellte Flinte nach englischem Muster mit Round Body im Kaliber 20 wird von Wolfgang Fleck in der Jagdzeitschrift Halali Heft Juli 2023 auf S. 88 f. vorgestellt. Sie besticht durch ihre Eleganz im Erscheinungsbild der berühmten Waffenschmiede Purdey/London. Third Bite ist dabei die kleine zusätzliche Aussparung im Sinne der Purdey-Nase, die sich im Innern im Laufboden befindet und der Waffe zusätzliche Stabilität gibt. Alle Schlossteile sind auf dem Abzugsblech montiert, was der Flinte eine markante Rundung auch des Systemkastens erlaubt. Der Schwerpunkt liegt etwas hinten, so dass 76 cm Läufe empfohlen werden. Ein Wechselspiel zwischen Klassik und Extravaganz.

112 Bild Rehbock

Foto: Archiv des Verfassers

Im Gegensatz zu Österreich absolvieren in Deutschland immer mehr Bürger die Jagdausbildung, wie Laura-Isabella Kreitl von der Redaktion "Jagd in Bayern" in Ausgabe Juli 2023 S. 7 f. berichtet. Im Jagdjahr 2021/2022 gab es in Deutschland über 400.000 Jagdscheininhaber, die Einstellung zur Jagd habe sich um ein Fünftel verbessert.. Im Jahr 2020 waren es bereits mehr als 50% der Bevölkerung, die die Jagd als positiv sehen. Dennoch sei das Image nicht immer gut. Manche Jäger sähen sich immer wieder den üblichen Kritikfeldern ausgesetzt als da sind: der Freizeitdruck, die Jagdhundeausbildung, die Gesellschaftsjagd und Umweltschäden. Viele Menschen hätten keinen Bezug mehr zur Natur, dem Arten- und Naturschutz sowie zur Jagd. Beispielsweise würden Fleischprodukte im Supermarkt gekauft ohne die Frage zu stellen, wie diese hergestellt werden. Das mache es dann auch leichter, das Töten von Wildtieren als Mordgier hinzustellen.

2022 Jagdkultur

Foto: Archiv des Verfassers

Prof. Werner Beutelmeyer aus Graz hat die Analyse zur Jagd aktualisiert: In Heft Juni 2023 der Fachzeitschrift "Der Anblick" bestätigt er auf S. 54 f. die Fortsetzung des Negativimage der Jagd in Österreichs Bevölkerung. 40 % der Österreicher sind für eine strengere Kontrolle der Jagd. Bis 2030 dürfte der Trend die Mehrheit hinter sich haben. Dann werden die Kritiker die Politik bedrängen, obwohl die Jagd in Österreich lange Zeit zum guten Ton gehörte: Wer etwas in der Politik auf sich hielt war selbstverständlich Jäger, das galt auch für die Wirtschaft, nicht selten wurden bei Jagdeinladungen Geschäfte besprochen. Der Trend heute ist besonders bei den unter 40-jährigen spürbar. Vor allem die jungen urbanen Schichten lehnen die Jagd überwiegend ab. Anders sieht es bei den Gebildeten aus: hier befürworten noch über 53 % die Jagd. Gezielte Informationspolitik ändert daran nur wenig, der "Transparenzzuwachs" in Sachen Jagd macht im Jahr lediglich 0,3 % aus, der Verlust an Zustimmung dagegen etwa minus 2 %. Beutelmeyer vermutet als Ursache das allgemeine Mißtrauen der Österreicher gegenüber der Politik, den Medien und zunehmend auch gegenüber der Wissenschaft.

86 Bild Jagd AuerhahnFoto: Archiv des Verfassers

Über das Raufußhuhn-Monitoring in Tirol berichten Reinhard Lentner und Martina Just in der Ausgabe Mai/2023 der Zeitschrift "Jagd in Tirol" auf S. 16 f. Die Zusammenfassung der 4-jährigen Monitoringperioden 2011-2014 und 2016-2019 kommt zu dem Schluss, dass die Bestandshochrechnung bzw. -schätzung nicht immer deckungsgleich mit den Zählergebnissen ist. Bei einem geschätzten Bestand von 1.700 bis 2.300 Auerhähnen wurden 10% vom Monitoring erfasst. Oft ergibt sich eine Überschätzung durch die Balzplatzzählung, die dann außerhalb des Vertrauensintervalls der Hochrechnung liegt. Die Weiterführung des Monitorings ermöglicht genauere Einschätzungen über die Veränderung der Bestände. Abschüsse aufgrund landesweiter Zählungen werden dadurch präziser berechnet und können rechtzeitig korrigiert zur Genehmigung führen.

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Titelbild der Ausgabe Mai/2023 von "Jagd in Bayern"

Wolfgang Baumgartner berichtet in der Ausgabe Mai/2023 von "Jagd in Bayern" von den größten flugfähigen Waldvögeln Europas und der erfolgreichen Auswilderung des Auerwildes in Bayern. Maßgeblich für den Erfolg dieses Projektes ist die Gestaltung eines angepassten Lebensraumes: lichte, altholzreiche Nadelholzmischwälder mit hoher Beeren-strauchdeckung. Die Jagd garantiert insoweit das Überleben dieser Art. Während der "Große Hahn" durch die erfolgreiche Auswilderung im bayerischen Wald wieder einfällt, hat sich dagegen für das Birkhuhn (Titelseite) der Lebensraum so stark verändert, dass der Bestand zum Erlöschen kam. Erste Ergebnisse eines seit 2020 eingeführten Monitorings lassen erwarten, dass im bayerischen Alpenraum durch entsprechende Schutzgebiete auch die Chancen für das Birkwild sich wieder verbessern. Besucherlenkung, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit können hier Erfolgsgaranten sein.

2023 Lappjagd Ergert

 Aquarell von Edward Theodor Compton 1912

Bernd Ergert schildert in "Jagd in Bayern" Ausgabe 4/2023 S. 28 f. die Entstehung des Begriffs "Durch die Lappen gehen". Er verweist auf die seit dem Mittelalter gebräuchliche Form der Lappjagd, wobei Jagdbereiche mit Hilfe von Jagd-Personal mit Stofffetzen oder Ähnlichem eingegrenzt werden, um dem innewährenden Wild das Ausbrechen in ungewünschte Richtungen bei der Jagd zu verwehren. Geht das Wild dann dennoch in hoher Flucht durch diese Einschränkung, spricht man von "Durch die Lappen gehen". In weiterer Folge, um etwa vermehrtes Wildaufkommen zum Zwecke der Vermeidung von Jagdschäden (Bauernunruhen) zusammenzuhalten, errichtete man auch Tiergärten. Auf Anordnung von Maria Theresia kam es 1770 zur Errichtung des Lainzer Tiergartens, die abgebildete Hirschtrophäe mit den nicht mehr abnehmbaren Lappen - und Strickresten  stammt von Erzherzog Franz Ferdinand und ist in Schloss Blühmbach bei Salzburg (Hagengebirge) aufgehängt.

Bild 166 weibliches Rotwild

Foto: Archiv des Verfassers

Michael Bartl und Herbert Roßhofer machen sich in der Ausgabe von "Der Anblick" April 2023 S. 39 ff. Gedanken, wie man "schlau jagt", d. h. seine Jagdstrategie der Aufmerksamkeit des Wildes anpasst und so Strecke machen kann, ohne das Wild zu sehr zu vergrämen. Sie schildern, wie lernfähig das Wild ist und sich dem Jäger entzieht und heimlich wird. Vor allem das Verhalten des Jägers nach dem Schuss, wenn beispielsweise die Geiß nach dem erlegten Kitz zurückschaut, ist von entscheidender Bedeutung für das Wild, in Zukunft negative Erfahrungen zu vermeiden. Der Jäger muss für das Wild unberechenbar bleiben, das bedeutet oft, liebgewonnene Gewohnheiten abzulegen, wie zum Beispiel immer zu gleichen Uhrzeit den gleichen Hochsitz zu besteigen. Oder das bekannte Hochsitz-Hopping. Im Verborgenen sitzen, Hochsitze so aufzustellen, dass sie geräuschlos bezogen werden können. Bodensitze oder mobile Sitze können hier Abhilfe schaffen. "Das Wild soll uns ruhig für einen Deppen halten und glauben, dass es uns überlegen ist. Das trifft ohnehin öfters zu, als wir denken".

2023 HiaslKupferstich von Georg Philipp Rugendas d. J., 1730 - 1799

Über den "Bayerischen Hiasl" genannten Wildschütz Mathias Klostermayr schreibt Bernd Ergert in der Zeitschrift "Jagd in Tirol" Ausgabe März 2023 S. 42 f., er sei einer der berühmtesten Figuren der deutschsprachigen Kriminalgeschichte, im deftigen Volksschauspiel, in Volksliedern und sogar im lustigen Puppenspiel bis heute lebendig. Auf seinen Raubzügen führte er einen Stutzen im Kaliber 15 mm von Franz mit Meistermarke und Signatur auf dem Lauf, reich verziert war der Schaft mit barocker Ornamentik. Das Gewehr kann in der Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums besichtigt werden. In einer Schauvitrine im Historischen Museum der Stadt Wien ist sein Jagdrock samt Halsung seines Hundes zu bewundern, reich verziert mit Gold paspeliert. Der Aufsatz der Vitrine gibt Auskunft über das Todesdatum: 7. September 1771, hingerichtet in Dillingen an der Donau. In zahlreichen Anekdoten lebt er jedoch weiter, angeblich soll er sogar in Friedrich Schillers "Die Räuber" Anlehnung für die Romanfigur "Karl Moor" gewesen sein.

145 Bild Steinbock

Foto: Jagd in Tirol 2023

Eine genetische Untersuchung der in Tirol lebenden Steinwildkolonien ist in der Ausgabe März 2023 der Zeitschrift "Jagd in Tirol" auf S. 10 ff. wiedergegeben. Das Projektteam von Martina Just, Iris Bierbach und Anderer unter Beteiligung der Universität Zürich berichtet über die Folgen genetischer Verarmung der 1906 aus der Gran Paradiso-Population ausgesetzten Steinböcke, die alle ihren Ursprung in dieser Restpopulation Italiens haben, die seinerzeit nach Ausrottung der Wildbestände schließlich übrig blieb. Der durchschnittliche Grad der Inzucht der Tiroler Population ist etwa so hoch wie von Nachkommen einer Halbgeschwisterpaarung. Das bedeutet: Mit höherer Inzucht haben ausgewachsene Böcke ein geringeres Körpergewicht, kürzere Hörner und mehr Parasiten. Auch das Populationswachstum leidet darunter. Bei künftigen Aufstockungen der Bestände sind Individuen anderer genetischer Gruppen zu beteiligen.

2023 Codex Manesse Wildschweinjagd

 Foto: Heinrich Hetzold von Weißensee/UB Heidelberg, s. u. 

Die Wildschweinjagd im Codex Manesse zeigt den adeligen Herrn mit einem längeren Schwert, den finalen Stoß ausführend, so der Beitrag von Simone Schultz-Balluff in der Zeitschrift Halali Jagd, Natur und Lebensart, Ausgabe 01/2023 S. 145 f. Daneben ein Jagdknecht mit einem kürzeren Schwert, zwei größere Hunde binden den Keiler, der bereits eine Bracke geschlagen hat (UB Heidelberg, cpg 848, fol. 228r; Ausschnitt).

2023 Goldschakal

Foto: Jennifer Hartlauf/Jagd in Tirol - Ausgabe 02/2023

Jennifer Hartlauf, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien, berichtet in der Ausgabe Februar 2023 von "Jagd in Tirol" auf S. 20 f. über den Goldschakal. Bisherige Studien zeigen eine große Anpassungsfähigkeit an den europäischen Lebensraum. Canis aureus stammt wohl aus dem Balkan und konnte sich bislang wegen Fehlens seines größten Konkurrenten, dem Wolf auch in Österreich ausbreiten. Der Goldschakal zählt nach der FFH-Richtlinie der EU zu den Arten "von gemeinschaftlichem Interesse" und ist in Anhang V gelistet, ähnlich wie die Gams. Die Mitgliedsländer sind daher verpflichtet, einen "günstigen Erhaltungszustand" zu gewährleisten. In den meisten Bundesländern Österreichs fällt er unter Naturschutz.

2023 Wilderei FAZ Janson Bericht

Graphik: FAZ statiista Datenrecherche Matthias Janson 23.01.23 

Das vor einem Jahr an zwei rheinland-pfälzischen Streifenbeamten verübte entsetzliche Verbrechen, das zur Verdeckung gewerbsmäßiger Wilderei begangen wurde, ist Ausgangspunkt einer Recherche des Journalisten Matthias Janson, die in der FAZ vom 23. Januar 2023 veröffentlich wurde: Statussymbol oder Heilmittel - der Handel mit wilden Tieren boomt. Zwar ist in Deutschland nach der Kriminalstatistik der Polizei das Delikt der Jagdwilderei rückläufig, der weltweite illegale Handel mit Wildtieren oder Teilen von ihnen macht aber schätzungsweise 25 % des legalen Marktes aus. An der Spitze steht nach wie vor das Nashorn, ein Verkaufswert von einem Kilogramm entspricht (2016) 100.000 Dollar und ist damit wertvoller als Gold (39.000 Dollar). Die Nachfrage ist groß, da das Horn in der traditionellen Chinesischen Medizin als Heilmittel gilt. Das Washingtoner Artenschutzabkommen ist das wichtigste Rechts- und Regulierungssystem für den Import und Export von lebenden Tieren und Wildtierprodukten. In Deutschland werden im Vergleich zum übrigen Europa die meisten Trophäen eingeführt. Namibia, Südafrika und Kanada sind die wichtigsten Exporteure in die EU. Die CITES-Richtlinien werden kontinuierlich verschärft, so ist beispielsweise der Handel mit Elfenbein seit Anfang 2022 in der EU weitgehend verboten. Die Einfuhr von Trophäen der "Sportjagd" gilt allerdings nicht als kommerzieller Handel. Befürworter der Trophäenjagd rechtfertigen diese mit dem Hinweis darauf, dass die Einnahmen dem Umweltschutz zukämen und gegen die Wilderei verwendet würden. Allein 2018 wurden auf dem afrikanischen Kontinent zwischen 10.000 und 15.000 Elefanten und mehr als 800 Nashörner gewildert.

2023 Gams HALALI

 Foto: Titelbild HALALI Ausgabe 01/2023 FI online/17635181

"Kraxelglück und Kindergarten" nennen Johanna und Janosch Arnold ihren Beitrag über die Alpengams in der Zeitschrift "Halali" Ausgabe 01/2023 auf S. 12 ff.  Kälte und Schnee können der Alpengams nichts anhaben, sie ist bestens an das rauhe Klima angepasst. Das Verdauungssystem ist auf den Wechsel der jeweiligen Verfügbarkeit der Äsung ausgerichtet, die besonders im Hochwinter karge Nahrung beschränkt sich auf einige wenige Pflanzen, kann aber gut verdaut werden. Den Lebensraum Wald nutzt das Wild unterschiedlich, Waldgemsen halten sich dort das ganze Jahr über auf. Andere bevorzugen während des Sommers zumindest Gebiete an der Waldgrenze oder darüber hinaus, die Gratgemsen leben ausschließlich oberhalb. Als agiler und ausdauernder Kletterer mit großem Sprungvermögen faszinieren sie immer wieder. Stark spreizbare Schalen verhindern das Einsinken in Schnee. Gegenseitiges Jagen vor allem der Böcke in der Brunft über Stock und Stein lassen einem beim Beobachten den Atem verschlagen. Die Gruppe sichert das Überleben, Gamsmütter verteidigen ihre Kitze z. B. gegen Steinadler, indem das Rudel die Kleinen umringt und mit seinen Körpern und Hörnern zu schützen versucht. In sogenannten Kindergärten stehen Gamskitze zusammen und werden von mehreren Müttern gehütet. Kitz und Muttertier finden über den Geruch und den Ruf zusammen. Durch Spielen und Toben erproben die Jungtiere Trittfestigkeit auch in steilem und schwierigem Gelände.

Gemälde: Wilhelm Leibl: Leibl und Sperl auf der Jagd, 1895

1921, im Todesjahr von Ludwig Thoma, erscheint sein Jagerloisl, "Eine Tegernseer Geschichte". Schon damals, vor mehr als einhundert Jahren wird der Tegernsee von Erholungssuchenden heimgesucht. Viele bessersituierte Berliner Familien geniessen die Sommerfrische für mehrere Wochen, kleiden sich in bayerischer Tracht und machen Ausflüge über den See, Wanderungen in die nahen Berge der Voralpenlandschaft, oder mischen sich unter die bäuerliche Bevölkerung auf den zahlreichen Sommerfesten. Bei einer dieser Gelegenheiten lernt der kräftige und gutaussehende Berufsjäger Loisl die Berliner Fabrikantentochter Henny kennen und entfacht mit dieser hübschen jungen Frau Aufsehen auf dem Tanzboden. Die jungen Burschen neiden Loisl das Vergnügen und schmähen ihn. Um einer Schlägerei zu entgehen, zieht sich Loisl in das ihm  anvertraute Revier zurück und besinnt sich auf seine Pflichten. Er will seinem Jagdherrn bescheiden dienen und keinen Anlaß für Eifersüchteleien bieten. Einige Zeit später trifft er aber auf den Rädelsführer unter den Burschen und überrascht ihn beim Wildern. Um Haaresbreite entgeht Loisl dem Tod, er wird sich erneut der Gefährlichkeit seines Berufs bewußt. Er meidet zunehmend das Leben im Tal und verliert Henny aus den Augen. Er verliebt sich stattdessen in ein hübsches Almmädchen, das Berge und Jagd ebenso schätzt wie er.

2023 Kiefer Jagd in BayernGemälde: Michael Kiefer/Alpen im Winter 1956

Bernd Ergert, ehemaliger Direktor des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums München, beschreibt in der Jagdzeitschift "Jagd in Bayern", Heft Januar 2023 S. 26 f. den Tiermaler, Tierpräparator und Vordenker Michael Mathias Kiefer, geb. 1902 in München. Dessen Vision der "Alpen im Winter" von 1956 könne aktueller nicht sein, so Ergert. Schon vor sechs Jahrzehnten anläßlich der damaligen Jagdausstellung in Düsseldorf habe er die Problematik "Wild-Mensch" in den Alpen erkannt und in seinen Werken, wie oben, dargestellt. Die Alpen seien durch die Auswirkungen des Klimawandels und der enormen touristischen Überflutung darauf angewiesen, dass die Naturnutzung und damit auch der Wildlebensraum nachhaltig in Einklang gebracht werden, worauf zuletzt noch die internationale Alpenschutzkommission CIPRA im vergangenen September 2022 anläßlich des Festaktes "50 Jahre Alpenplan" hingewiesen habe.

2023 M di RigardoGemälde: Max Slevogt/Staatl. Kunstsammlung Dresden 

"Weiberheld und Weiberfeind", so titelt Martha Schad ihr Buch über Ludwig Thoma, herausgegeben im Allitera Verlag München 2016. Der Dichter und Jäger lebte um 1900 bis zu seinem Tod 1921 hoch über dem Tegernsee in seinem Haus Auf der Tuften, das heute im Besitz der Stiftung der Stadt München ist. Unmittelbar dort hatte er auch seine Jagd, er war erster bürgerlicher Jagdpächter nach den Wittelsbachern, zuletzt Ludwig Wilhelm in Bayern. Mit seinem Freund und Dichterkollegen Ludwig Ganghofer teilte er die Jagdpassion, wie in dem Büchlein "Jagern mit Ludwig Thoma, zum 150. Geburtstag - Die Geschichte des Rotwildes vor den Toren des Tegernsees", herausgegeben vom Verfasser im Akademiker Verlag Saarbrücken 2017 näher beschrieben. So erfolgreich er als Schriftsteller und als Jäger war, so wenig verstand er vom weiblichen Geschlecht. Frauen sah er in seiner Jugend als "Objekte für erotische Abenteuer", Politikerinnen und Pazifistinnen verhöhnte er. Verheiratete Frauen übten eine Anziehungskraft aus, der er sich nicht widersetzen konnte. Er heiratete Marietta de Rigardo (Bild), eine philippinische Tänzerin, die in dem Varieté ihres ersten Ehemannes in Berlin auftrat. Mit Maidi von Liebermann, einer Tochter der Belmont-Feist Sekt-Dynastie aus Frankfurt, ebenfalls verheiratet mit einem Verwandten des berühmten Malers Max von Liebermann, sollte ihm nach Scheidung von Marietta kein neues Eheglück gelingen. Er starb unglücklich 1921 an einem Krebsleiden, hinterließ Maidi aber seine literarische Werke und sein Haus, das heute noch zu besichtigen ist.

Foto: Alpbachalmhütte Archiv des Verfassers

Wildtiere brauchen zum Überleben im Winter Ruhe. Sie haben sich weitgehend durch Absenkung des Energiehaushaltes an die winterlichen Verhältnisse angepasst und das Überleben gelernt. Allerdings wird der Lebensraum zunehmend auch vom Menschen genutzt, im Rahmen von Freizeitvergnügen oft auch übernutzt zu Lasten der Wildtiere. Wie gelingt es den Wildtieren, dennoch den Winter zu überstehen, was kann der Einzelne dazu beitragen, die Beeinflußung möglichst gering zu halten? Welche Projekte und Initiativen können genutzt werden, um den Wildtieren mehr Ruhe zu verschaffen? Dieser Frage gehen zwei Referentinnen des Tiroler Jägerverbandes, Martina Just und Christine Lettl in einem Webinar am 16. Februar 2023, 18.30 bis 20.30 Uhr nach (Anmeldung auf www.tjv.at  erforderlich, kostenfrei).

Ihr Hund Atze begleitet Sarah Schweizer bei der Jagd.
Foto: Ilkay Karakurt/FAZ vom 23. Dezember 2022

Das feminine Jagen wird immer mehr Medienthema. In der FAZ vom 23. Dezember 2022 auf S. 8 ist der Journalist Rüdiger Soldt unterwegs mit Sarah Schweizer, einer Landwirtstochter und jungen Jägerin. Historisch betrachtet sind Jägerinnen garnicht so außergewöhnlich: In ihrem Buch" Jägerinnen" schreibt die Tierärztin Beatrix Sternath (Sternath Verlag Mallnitz) von Agnes Herbert und ihrer Cousine Cecily, einer der ersten Frauen auf Großwildjagd in Afrika. Auch Tania Blixen, vielen bekannt aus dem Film "Jenseits von Afrika",  ist als Großwildjägerin in die Geschichte eingegangen.  In Schweden fand man vor einiger Zeit ein Grab aus der Jungsteinzeit, in dem eine Jägerin beerdigt war. Sarah Schweizer geht es nicht in erster Linie darum, in einer eher männlich dominierten Jägerwelt zu bestehen. Ihr geht es um Nachhaltigkeit und Naturschutz- "Jäger sind Anwälte des Wildes, Hege ist ihr gesetzlicher Auftrag". Die CDU-Abgeordnete ist auch jagdpolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion in Stuttgart. Sie gehört zu der immer größer werdenden Gruppe von Frauen, die über den Naturschutz zur Jagd kommen. Etwa jeder fünfte Jungjäger ist eine Frau. Sie kommen eher nicht aus bäuerlichen Verhältnissen, sondern sind Städter, die in der Natur Ausgleich suchen.